Während des ersten Weltkrieges gründeten Esenser Geschäftsleute ein Muschelkalkwerk in der Nähe des alten Kleinbahnbahnhofes in Esens. Muschelschalen aus dem Watt (Schill) wurden von den Fischern in Bensersiel angeliefert und mit der Kleinbahn nach Esens gebracht. Sie wurden entweder roh zu Futterkalk gemahlen oder mit Kohlenstaub gemischt und in dem Kalkbrennofen im Dauerbrand zu Brennkalk verarbeitet.
Brennkalk wurde benutzt in der Mörtelherstellung, zum Teil auch für die Kalkung von sauren Böden auf der Geest. In Esens erkennt man in zahlreichen alten Gebäuden noch den Muschelkalk im Mörtel. Die Produkte konnten mit der Reichsbahn weitertransportiert werden und wurden im ganzen deutschen Reich verkauft.
Anfang der 70er Jahre strandete der letzte Muschelbagger auf Norderney und das Muschelkalkwerk stellte seinen Betrieb ein. Auf dem Gelände des Werkes entstand eine moderne Wohnsiedlung, der Ofen blieb als industrielles Baudenkmal erhalten. Das Gewerbe war früher in zahlreichen Küstenhäfen vorhanden, dieser Ofen ist der einzige, der davon noch Zeugnis ablegt.
Quelle: Esens-Archiv Detlef Kiesé