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Münzdenkmal

Seit Juli 1993 gehört sie zu den markanten Treffpunkten in der Esenser Innenstadt: Die Münzplastik am südlichen Ende der Steinstraße. Die „Rundraumplastik“ des Künstlers Karl-Ludwig Böke aus Leer erinnert an die ehemalige Münzstätte, die in der Nähe einst gestanden hatte. Es enthält ein bronzenes Münzrelief mit dem Portrait der Fürstin Christine Charlotte, die von 1665 bis 1690 Ostfriesland regierte, auf der Vorderseite. Auf der Rückseite befinden sich das württembergische und das ostfriesische Wappen sowie die Initialen des Esenser Münzmeisters B. H. (Borchart Hartmann, 1663 bis 1688 tätig). Das Original war 1685 als Repräsentationsthaler für die Fürstin geprägt worden, aus Anlass ihrer 20-jährigen Herrschaft als Vormund ihres Sohnes Christian Eberhard.

Die Rundraumplastik für das Denkmal, das an die Zeit erinnern soll, in der Esens auch Münzstätte war (1628 bis 1746), ist eine geometrische Konstruktion. Der Denkmal-Taler hat einen Durchmesser von gut einem Meter, steht dynamisch auf der Kante – aber noch im Lot. Es sei, als rolle der Taler in die Welt, interpretiert der Künstler. Das Original dieses überdimensionalen Talers ist 1685 in der Esenser Münzstätte geschlagen und geprägt worden.

Die Bronzeplastik des Münzdenkmals ist etwa zweieinhalb Meter hoch und steht auf einem 50 Zentimeter hohen Sockel. Der Künstler wollte mit seiner Materialwahl weg vom kalten Chrom-Nickel-Stahl. Bronze stelle ein warmes, griffiges Material dar. Kreis und Quadrat bestimmen räumlich das Kunstwerk. Der Betrachter wird suggestiv zu den Arbeitsvorgängen der Münzprägung, zum Beispiel dem Stanzen der Ronden, in vergangener Zeit hingeführt. Die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Kreissparkasse Wittmund gaben dieses Kunstwerk in Auftrag. Auf die Ausschreibung an den Kunsthochschulen von Bremen, Braunschweig und Hannover sowie in einigen Kunstzeitschriften waren gut 600 Anfragen und schließlich über hundert Bewerbungen und 40 Modelle im Esenser Rathaus eingegangen. Darunter war auch Karl-Ludwig Böke. Die Münzplastik wurde in der Oldenburger Kunstgießerei Dirk Harms gegossen und montiert. Die Formen seiner Rundraumplastik schuf Bildhauer Karl-Ludwig Böke hierfür in den Originalabmessungen. Das aus einer besonders harten Spezialmasse geformte Modell wurde in einen harzgebundenen Formsand gedrückt. So entstand die für den Gießvorgang notwendige Negativform. Diese wurde in den Gießkasten gebettet, geschlossen und mit trichterförmigen Öffnungen versehen, durch die das flüssige Metall auf Zeichen des Gießmeisters in die Talerform gelangte.

In der Gießerei erhitzten die Spezialisten das Metall, geliefert als Bronzebarren von eine Hütte in Nürnberg, im Tiegelofen auf etwa 1400 Grad und schmolzen es damit. Es dauerte mehrere Stunden, bis die Masse unter der Ölfeuerung den notwendigen Flüssigkeitsgrad erreicht hatte. Der eigentliche Gießvorgang war hingegen in wenigen Sekunden beendet: 163 Kilo Bronze waren in die Talerform geflossen und härteten in etwa zwei Stunden ab. Dann konnte der Kasten geöffnet und der Formsand abgeklopft werden. Nach Säuberung der Oberflächen wurden Grate und Kanten fein abgeschliffen und die letzten Ziselierarbeiten ausgeführt.

Quelle: Esens-Archiv Detlef Kiesé