Wiard Habbo Lüpkes

Theologe und Philologe Wiard Habbo Lüpkes (1863–1933)
Theologe und Philologe Wiard Habbo Lüpkes (1863–1933)
Theologe und Philologe Wiard Habbo Lüpkes (1863–1933)

Der aus Pewsum stammende Kaufmannssohn Wiard Habbo Lüpkes (1863–1933) hatte Theologie und Philologie studiert und wirkte nach Stationen in Warsingsfehn, auf Juist und in Marienhafe in den Jahren 1905 bis 1927 als Superintendent an der Esenser St.-Magnus-Kirche. Gleichzeitig versah er die erste Pfarrstelle, wobei ihm die Kontakte mit der Bevölkerung und seine seelsorgerische Arbeit besonders wichtig waren. Dies vor allem während und nach dem Ersten Weltkrieg, in dem viele Esenser Männer ihr Leben lassen mussten. Im Anschluss, bereits im Ruhestand, versah er bis zum Tod noch die Pfarrstelle in Thunum. Schriftstellerisch erarbeitete Wiard Lüpkes auf kirchlichem Gebiet vor allem ältere evangelische „Erbauungsliteratur“.
Schon früh begann der Vater von fünf Söhnen und vier Töchtern mit volkskundlichen Forschungen. Noch als Kandidat der Theologie gab er bereits 1888 ein sehr beachtetes Buch „Alte Heimatklänge“ heraus. Es ist eine sorgfältige Sammlung ostfriesischer Sprüche für alle Feste des Jahres. Dann erschienen seine „Seemannssprüche“. Einen Namen machte sich Lüpkes vor allem als Verfasser des der1907 erschienenen „Ostfriesische Volkskunde“, die als Standardwerk bis heute auch im Ausland gefragt ist. Weitere Schriften des Theologen, Volkskundlers und Flurnamenforschers beschäftigten sich mit „Ostfriesland nach Lichtbildern“ (Esens, 1910), Siedlungs- und Flurnamen des Kreises Wittmund sowie „Tracht und Schmuck in Ostfriesland“ (Thunum, 1929). Seit spätestens 1888 beschäftigte sich Wiard Lüpkes mit einem ostfriesisch-plattdeutschen Wörterbuch, das zum Zeitpunkt seines Todes druckfertig vorlag und später von seinem Sohn herausgegeben wurde.

Kaufmann Simon Weinthal

Kaufmann Simon Weinthal (1873–1938)
Kaufmann Simon Weinthal (1873–1938)
Kaufmann Simon Weinthal (1873–1938)

In der Westerstraße besaß der jüdische Kaufmann Simon Weinthal (1873–1938) ab 1919 ein großes Wohn- und Geschäftshaus, dessen südlich angrenzender Durchgang zum Norderwall auf Vorschlag von Hans Folkers (1935–2018), Mitglied des Ökumenischen Arbeitskreises Juden und Christen, im Jahr 1990 den Namen Weinthalslohne erhielt.

Weinthal arbeitete als Viehhändler und galt durch seine besonnene Art als beliebte Persönlichkeit. Der vierfache Vater wurde 1913 Vorstandsmitglied der Esenser Synagogengemeinde und übernahm von 1917 bis 1920 das Amt des Synagogenvorstehers. Neben anderen vertrat er in religiöser Hinsicht die Linie der moderneren Juden. Bei der Gemeindewahl 1924 schaffte Simon Weinthal als Spitzenkandidat einer Gruppe von Bürgern den Sprung in das Esenser Stadtparlament und arbeitete dort bis 1933 als Bürgervorsteher. Als Mitglied der traditionsreichen Schützencompagnie wurde Unteroffizier Weinthal 1902 zum Schützenkönig proklamiert. Auf Drängen der Nationalsozialisten schloss man ihn 1933 jedoch aus dem Verein aus. In seiner Freizeit widmete er sich der Geflügelzucht und wurde in Reihen des Rassegeflügelzuchtvereins von 1885 im Jahr 1922 zum Vorsitzenden gewählt.

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurden die Juden zunehmend aus dem Wirtschaftsleben ausgeschaltet. Als der Antisemitismus und die Angriffe der Nationalsozialisten gegen Bürger jüdischen Glaubens zunahmen, wollte Kaufmann Simon Weinthal nach Palästina emigrieren. Doch kurz vor Abreise erlitt er einen Herzschlag. Das Grundstück mit dem Haus an der Westerstraße wurde 1938 enteignet und dem Deutschen Reich übertragen. 1957 fiel es auf der Basis eines Rückerstattungsbeschlusses der jungen Bundesrepublik an Tochter Else Abrahams zurück, die es an den Altmetallhändler Anton Dirks (1895–1990) verkaufte.

 

Walpurgis von Rietberg

Regentin Gräfin Walpurgis von Rietberg (1556–1586)
Regentin Gräfin Walpurgis von Rietberg (1556–1586)
Regentin Gräfin Walpurgis von Rietberg (1556–1586)

Die Walpurgisstraße erinnert an die bedeutende, in Esens gestorbene Regentin Gräfin Walpurgis von Rietberg (1556–1586), der letzten Herrscherin im selbstständigen und freien Harlingerland. Sie wurde als zweite Tochter von Johan II. von  Rietberg und Agnes von Bentheim und Steinfurt in Rietberg geboren.

Ihre Hochzeit mit dem Erbgrafen Enno III., Sohn des Grafen Edzard II. Von Ostfriesland, fand 1581 auf der Esenser Burg statt. Aus dieser Ehe stammenSabina Catharina (1582–1618), die 1601 ihren Onkel Johann III. von Ostfriesland (1566–1625) heiratete, sowie Agnes (1584–1616), verheiratet mit  Fürst Gundakar von Liechtenstein (1580–1658). Der Sohn von Walpurgis, Johann Edzard, starb im gleichen Jahr wie sie selbst.

Mit dem Tod von Walpurgis erlosch die Linie der Grafschaft Rietberg aus dem Hause Werl-Arnsberg. Die Bürgermeister-Gattin Christine Evken und deren Töchter Anna und Hille wurden der Ermordung der Gräfin durch eine vergiftete Biersuppe bezichtigt und deshalb hingerichtet. Walpurgis fand ihre letzte Ruhestätte in der Esenser St.-Magnus-Kirche, in der Graf Enno III. seiner Gattin 1587 ein steinernes Grabmal und ein bis heute erhaltenes Epitaph errichten ließ. Das Grabmal wurde 1791 abgebrochen; die sechs zwischenzeitlich im „Puppenhaus“ an der Jücherstraße aufgestellten Karyatiden mit den Darstellungen christlicher und griechischer Tugenden sind seit 1997 in einem rekonstruierten Sarkophag wieder in der Kirche aufgestellt. Das „Puppenhaus“ erhielt Kopien.

Stadtdirektor Ewald Neemann

Stadtdirektor Ewald Neemann (1907–1995)
Stadtdirektor Ewald Neemann (1907–1995)
Stadtdirektor Ewald Neemann (1907–1995)

Der Stadtdirektor-Neemann Platz liegt zwischen dem Gemeindehauses und dem Haus der Begegnung. In diesem Bereich brannte 1860 das Waisenhauses ab, das Pastor Christian Wilhelm Schneider 1714 fertiggestellt hatte. Bei der Bombardierung der Stadt am 27. September 1943 wurde ein Großteil des Nachfolgebaus, seinerzeit Landjahrlager, zerstört. Im Keller starben dabei 63 Kinder. Die Stadt errichtete auf dem Grundstück in den 1950er-Jahren die Carl-Gittermann-Realschule mit einem mittigen Schulhof, dem heutigen Stadtdirektor-Neemann-Platz. Auch bei der 1983 vollzogenen Umnutzung zum „Haus der Begegnung“ blieb der Innenhof bestehen, den seit 1997 ein Ivo-Goshmann-Brunnen ziert.

Der Platz erinnert an den langjährigen Stadtdirektor Ewald Neemann (1907–1995), der die Stadt in den Nachkriegsjahren mit Fachkompetenz und Durchsetzungsvermögen voranbrachte. Der gebürtige Emder lenkte von 1946 bis 1971 die Entwicklung von Esens und seinem Küstenort Bensersiel zur kulturellen, wirtschaftlichen und touristischen Metropole. Vor dem Hintergrund von 1800 zugewiesenen Flüchtlingen, initiierte er einen umfangreichen Siedlungsbau rund um den Stadtkern. Neemann kämpfte für eine moderne Wasser­versorgung, eine Kanalisation, den Ausbau des Straßennetzes, eine Altstadtsa­nierung, das Niedersächsische Internatsgymnasium und das Seniorenheim der AWO.

Der Ausbau des Wirtschaftszweiges Fremdenver­kehr lag Ewald Nee­mann besonders am Herzen. So agierte er von 1959 bis 1972 als Vorsitzender des Bade- und Ver­kehrsvereins Esens-Bensersiel, der mit einem Seewasserschwimmbad (5000 Quadratmeter), Sandstrand und Camping­platz Akzente setzte. So wurden Esens und Bensersiel 1972 staatlich anerkannte Küstenbadeorte. Auch als Vor­standsmitglied des Fremdenverkehrsverbandes Nordsee stellte Neemann sein Wissen in den Dienst des regionalen Tourismus. 1971 erhielt nach seinem Ausscheiden das Ehrenbürgerrecht.

Kapitän Johann Friedrich Fokken

Kapitän Johann Friedrich Fokken (1846–1910)
Kapitän Johann Friedrich Fokken (1846–1910)
Kapitän Johann Friedrich Fokken (1846–1910)

Eine erstaunliche Vita kann Johann Friedrich Fokken (1846–1910) vorweisen, nach dem 1999 eine Stichstraße vom Nobiskruger Weg abgehend benannt wurde. Am Ende des Kapitän-Fokken-Wegs lag der kleine Bauernhof der Familie Blesené. Durch Edelholz-Importe von Amerika nach Europa hat sich Johann Fokken einen guten Namen erworben. Bedeutend war Fokkens Wir­ken beim Import von Mahagoni, Zedern und Blau­holz; aber auch von Kakao und Häuten aus Mexiko und der Karibik nach Bremen und Hamburg. Nebeneinkünfte gab es für den Handelsschiffer durch das Mitführen von Manufaktur- und Ko­lonialwaren. Der fleißige Spross einer Westeraccumersieler Seefahrerfamilie wurde 1868 Seemann und arbeitete sich zum Kapitän großer Segel­schiffe hoch.

Nachdem Johann Friedrich Fokken 1876 Anna Maria Rodenbäck aus der etablierten Gastwirtsfamilie Georg Albrecht Rodenbäck geheiratet hatte, erwarb er 1879 mit zwei Schwägern ein Grund­stück an der Bahnhofstraße, auf dem sie gerne den Bahnhofsneubau gesehen hätten. Als dieser 1883 weiter südlich realisiert wurde, errichtete Kapitän Fokken dann auf dem Grundstück ein Wohnhaus, das noch heute existiert. Als Agent der Hamburger Firma Alexander Oetling über­nahm „Juan Fokken“ 1896 das frühere „deut­sche Haus“ des Konsuls Guillermo Willms in Laguna; Ende 1897 bestellte ihn Kaiser Wilhelm zum Konsul des Deutschen Reiches in Tabasco und Texas. 1910 starb der Kapitän, als er in Esens versuchte, ein durchge­gangenes Pferdegespann aufzu­halten. Seine zahlreichen Lebenserinnerungen wurden 1988 veröffentlicht

Jann Berghaus

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Jann Berghaus
Jann Berghaus

Berghaus stammte aus kleinen Verhältnissen und war vor seiner politischen Karriere Lehrer in Werdum, Oldeborg und auf Norderney. Im Jahre 1908 kandidierte er zunächst erfolglos für die liberale Fortschrittliche Volkspartei für den Preußischen Landtag. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er hauptamtlicher Bürgermeister von Norderney und zog schließlich 1919 für die liberale Deutsche Demokratische Partei in die Preußische Landesversammlung ein.

Unerwartet war im Jahr 1922 seine Ernennung zum Regierungspräsidenten in Aurich. Dies war nicht zuletzt der Beteiligung seiner Partei an der Regierungskoalition geschuldet. Auch wurden in dieser Zeit viele Verwaltungsbeamte mit einem undemokratischen Hintergrund von ihren hohen Posten entfernt. Dennoch galt es auch als kluger politischer Schachzug der preußischen Regierung, in Ostfriesland endlich einmal einen Ostfriesen mit der Bezirksregierung zu beauftragen. Allerdings konnte Berghaus nicht sonderlich viel ausrichten. Seine Amtszeit fiel in die Zeit der Rezession, der Inflation und der politischen Auseinandersetzung zwischen Links und Rechts. Dabei musste er sich von demokratischer Seite auch den Vorwurf gefallen lassen, nicht entschieden genug gegen den Terror der Nationalsozialisten vorzugehen. Das rechte politische Spektrum hielt ihm dagegen vor, sein Amt nicht unparteiisch auszuüben.

Im Rahmen des Preußenschlages wurde er 1932 schließlich aus seinem Amt entfernt und in den Ruhestand versetzt. Seine zehn Dienstjahre wurden ihm dabei in seiner Pension nicht angerechnet, was er als tiefe Beleidigung empfand. In der folgenden Zeit des Nationalsozialismus lebte er zurückgezogen in Aurich. Nach dem Krieg gab es zunächst Bemühungen, ihn wieder in sein altes Amt als Regierungspräsident einzusetzen. Jedoch war er für das Amt schlichtweg zu alt. Dafür wurde sein Sohn Mimke Berghaus von 1945 bis 1951 Regierungspräsident. Er selbst wurde Mitglied des ernannten Hannoverschen Landtages vom 23. August 1946 bis 29. Oktober 1946 und dessen Alterspräsident.

Ferner gehörte Jann Berghaus für die FDP dem ernannten niedersächsischen Landtag vom 9. Dezember 1946 bis 28. März 1947 an. Als Alterspräsident des ernannten Hannoverschen Landtages eröffnete er die erste Sitzung des Gremiums.

Jann Berghaus wurde noch im Jahr 1945 damit beauftragt, die Ostfriesische Landschaft wieder aufzubauen und wurde zunächst vorläufig und dann regulär Präsident dieser ehemaligen Ständevertretung. Ihm gelang es durch die Integrität seiner Person, seine Heimatliebe und die damit erreichte Akzeptanz in allen Lagern die Ostfriesische Landschaft zu modernisieren und ihr den Stellenwert zu verschaffen, den sie noch heute besitzt. Berghaus stand der Landschaft bis zu seinem Tod vor.

Quelle Wikipedia

Hermann Ruge

Hermann Ruge (1901–1962)
Hermann Ruge (1901–1962)
Hermann Ruge (1901–1962)

Wegen seiner städtebaulichen Leistung hat der Esenser  Stadtrat eine Straße in der preisgekrönten Hayungshauser Siedlung nach dem Planer dieser Bebauung, Architekt Hermann Ruge (1901–1962), benannt. Ausschlaggebend soll die Tatsache gewesen sein, dass Ruge die Idee von Altenwohnungen eingebracht hatte und damit ein vorzeigbares Sozialprojekt schuf.

Diese Ehrung im Jahr 1967 erlebte der Auricher jedoch nicht mehr. In Asendorf (Kreis Hoya) geboren, besuchte Hermann Ruge die Staatsbauschule in Nienburg/Weser, kam an das Hochbauamt in Lingen und legte später noch die Prüfung zum Maurermeister ab. Als Bauführer bei der Niedersächsischen Heimstätte GmbH Hannover (heute: Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft NILEG), Zweigstelle Lingen, wurde der dreifache Vater 1937 nach Aurich versetzt. Hier  fungierte er als Architekt und Leiter der örtlichen Zweigstelle.

Hermann Ruge wurde insbesondere in der Nachkriegszeit als ausgewiesener Bauingenieur für den Städtebau tätig. Er plante eine Reihe größerer Wohnungsbauprojekte in vielen Städten Ostfrieslands. Die Planung der Hayungshauser Siedlung auf dem Areal der früheren Schweineweide gehörte zu den größten Vorzeigeprojekten, die Hermann Ruges Handschrift tragen. Der Architekt entwarf ein bisher ungewöhnliches Konzept mit Einfamilienhäusern (Eigentum), Mehrfamilienhäusern, mit Mietwohnungen und ebenerdigen Reihenhäusern für Senioren. Zentral plante er einen großen Kinderspielplatz und einen Verbrauchermarkt als Nahversorger ein. Erste Alleinstehende und Paare bezogen 1962 an der Diedrich-Müller-Straße 25 ebenerdige Altenwohnungen. Die Siedlung, die bis etwa 1967 vervollständigt wurde, gewann hinsichtlich Konzepts und Gestaltung mehrmals Landes- und Bundesauszeichnungen.

Hajo Hans Hinrichs

Hajo Hans Hinrichs (1889–1966)
Hajo Hans Hinrichs (1889–1966)
Hajo Hans Hinrichs (1889–1966)

Der gebürtige Esenser Hajo Hans Hinrichs (1889–1966), der in New York als erfolgreicher Geschäftsmann, Autor und Förderer der Wissenschaften bekannt wurde, erhielt 1953 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt.

Nachdem die elterliche Sägemühle am Benser Tief 1907 zwangsverkauft werden musste, wanderte Hinrichs nach Milwaukee in Amerika aus. Dort lebte ein Onkel von ihm. Hinrichs arbeitete als Journalist und machte im Brauereiwesen Karriere. Der Esenser entwickelte eine Leidenschaft für Zeppeline und liebte die schönen Künste. Hajo Hans Hinrichs freundete sich mit Ernest Hemingway (1899–1961) an, einem der erfolgreichsten und bekanntesten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte Hajo Hans Hinrichs die Stadt Esens mehrfach mit Geldbeträgen; 1966 schenkte er der Stadt einen  Konzertflügel für die Theodor-Thomas-Halle. Die Stadt verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft und benannte den besagten Weg nach ihm. Eine Skulptur mit seinem Konterfei von 1956 steht heute vor der Theodor-Thomas-Halle an der Walpurgisstraße.

Graf Enno

Graf  Enno III (1563–1625)

In der Hayungshauser Siedlung wurde eine Straße nach Graf Enno benannt. Der Name taucht in der ostfriesischen Historie allerdings gleich mehrmals auf. Bei Enno I. (1460–1491) handelt es sich um den ersten Sohn Ulrichs I., erster Graf von Ostfriesland aus dem Haus Cirksena und dessen Ehefrau Theda Ukena.  Erst in den Jahren nach 1480 übernahm Enno zunehmend Regierungsaufgaben und war von 1466 bis zu seinem Tod im Jahr 1491 – er ertrank im Graben der Friedeburg – Graf von Ostfriesland.

 

Enno II.

Graf Enno II. von Ostfriesland (1505–1540), war von 1528 bis zu seinem Tod Herrscher seiner Grafschaft. Er regierte zusammen mit seinem Bruder Johann I. (1506–1572) und machte sich für die Reformation stark. Er legte sich aber mit Maria von Jever an, um das Jeverland einzunehmen. Dass es letztendlich an Oldenburg fiel (siehe unter Edzard II.), gilt als Folge seiner Politik. Enno machte auch keine glückliche Figur, als er den 1530 von ihm vertriebenen Junker Balthasar später als Häuptling im Harlingerland wieder anerkennen musste (Geldrische Fehde). Großen Anteil hatte Graf Enno II. an der Zerstörung der ostfriesischen Klöster. Diese Besitzungen machte er zu Geld, um sich die Kriegskasse zu füllen. Nach seinem Tod übernahm seine Witwe Anna die Regierungsgeschäfte.

 

Enno III.

Er gilt als letzter ostfriesischer Landesherr, der die ostfriesische Sprache beherrschte. Enno III. (1563–1625), ältester Sohn von Edzard II. und Katharina von Schweden. Enno III regierte von 1599 bis 1625 als Graf von Ostfriesland. Durch seine Ehe (1581) mit Walpurgis von Rietberg (1556–1586) wurden die Grafen von Ostfriesland auch Nachfolger der Grafen von Rietberg, da dort die männliche Linie ausgestorben war. Enno III. verzichtete 1600 im Berdumer Vergleich zugunsten seiner Tochter Armgard auf Rietberg und erhielt dafür durch Walpurgis das Harlingerland, das seit 1540 mit dem Haus Rietberg in Personalunion verbunden war. In zweiter Ehe (1598) war Enno III mit Anna von Holstein-Gottorp (1575–1625) verheiratet.

Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen mit den ostfriesischen Landständen besetzten die Vereinigten Niederlanden ab 1602 die Stadt Emden. Nachdem Enno den Niederländern 1611 auch noch die Festung Leerort überlassen musste, stand Ostfriesland noch stärker unter niederländischer Herrschaft. So wurde Ostfriesland 1622 sogar zum winterlichen Versorgungstützpunkt. Das Nachbarland quartierte – auch in Esens – die gefürchteten Truppen des Söldners Ernst von Mansfeld ein. Enno war in dieser Zeit auf seinen Sitz in Esens beschränkt.

Graf Edzard der Große

Graf Edzard der Große (1462–1528)
Graf Edzard der Große (1462–1528)
Graf Edzard der Große (1462–1528)

Ein Spross der ostfriesischen Adelsfamilie Cirksena, Edzard der Große (1462–1528), gab einer Straße in der Junker-Balthasar-Siedlung seinen Namen.

Edzard I. war der zweite Sohn des Grafen Ulrich und seiner Frau Theda Ukena. Nachdem er auf einer Jerusalem-Pilgerfahrt zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen worden war, übernahm er 1492 die Regierung über Ostfriesland. Er regierte zuerst mit der Mutter, ab 1494 gemeinsam mit Bruder Uko. In die Geschichte ging Edzard I. ein, weil er sich die Häuptlinge Hero Omken aus dem Harlingerland und Edo Wiemken der Jüngere aus dem Jeverland unterwarf. Edzard I. begünstigte zudem die Reformation in Ostfriesland, führte ein neues Landrecht ein und erneuerte das Münzwesen. Er sorgte für eine neue Ordnung in der Erbfolge im Hause Cirksena. In der Sächsischen Fehde versuchte Edzard seine Macht auf die Provinz Groningen auszudehnen. Sie war von 1506 bis 1514 in seinem Besitz. Edzard I. von Ostfriesland gelang es 1517, das Jeverland unter seine Kontrolle zu bringen. Seine Söhne sollten die Erbtochter Maria von Jever und deren Schwester heiraten, so das Versprechen.  Das Versprechen wurde nicht eingelöst.

Nachdem ab 1519 die Folgen der Reformation in Ostfriesland spürbar wurden, duldete der Graf sowohl die lutherische als auch die zwinglische Richtung. Edzard I. starb am 14. Februar 1528 in Emden. Er wurde im Kloster Marienthal in Norden beigesetzt.

Edzard II.
Der Straßenname in der Siedlung am Nordring könnte sich aber auch auf den in Greetsiel geborenen Edzard II. (1532–1599) beziehen, der von 1561 bis zu seinem Tod Ostfriesland regierte. 1559 heiratete er Katharina Wasa, die Tochter des schwedischen Königs Gustav I. Edzard war der einzige ostfriesische Landesherr, der eine Königstochter ehelichte. Das Schwedische Königshaus wollte sich durch diese Verbindung Einfluss an der Nordseeküste sichern.

Edzard II. hatte mit seiner dominanten Mutter Anna zu kämpfen: Um den Einfluss des schwedischen Königshauses einzudämmen, nahm sie ihrem Sohn das Erstgeburtsrecht und verfügte, dass Edzard die Grafschaft gemeinsam mit seinen beiden Brüdern regiert. Besonders der Machtkampf mit Bruder Johann lähmte die Herrschaft. Als Edzard II. nach Johanns Tod 1591 die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Ostfriesland übernahm, hatte seine Autorität stark gelitten.
Bei der Emder Revolution 1595 wurden die Cirksena aus der calvinistischen Hafenstadt vertrieben, und Edzard büßte einen Großteil seiner Macht ein. Er musste auf Druck der niederländischen Generalstaaten dem Vertrag von Delfzijl zustimmen. In seine Regentschaft fällt aber auch, dass Maria von Jever das Jeverland nach ihrem Tod an die Grafen von Oldenburg vererbt hatte. Dieser Landstrich war für Ostfriesland damit endgültig verloren. Ursache dafür war das nicht eingehaltene Eheversprechen durch Enno II. und seinem Bruder. Seine Familie ließ Edzard II. am 13. Mai 1599 als ersten Cirksena in der Lamberti-Kirche in Aurich bestatten,