Der Stadtdirektor-Neemann Platz liegt zwischen dem Gemeindehauses und dem Haus der Begegnung. In diesem Bereich brannte 1860 das Waisenhauses ab, das Pastor Christian Wilhelm Schneider 1714 fertiggestellt hatte. Bei der Bombardierung der Stadt am 27. September 1943 wurde ein Großteil des Nachfolgebaus, seinerzeit Landjahrlager, zerstört. Im Keller starben dabei 63 Kinder. Die Stadt errichtete auf dem Grundstück in den 1950er-Jahren die Carl-Gittermann-Realschule mit einem mittigen Schulhof, dem heutigen Stadtdirektor-Neemann-Platz. Auch bei der 1983 vollzogenen Umnutzung zum „Haus der Begegnung“ blieb der Innenhof bestehen, den seit 1997 ein Ivo-Goshmann-Brunnen ziert.
Der Platz erinnert an den langjährigen Stadtdirektor Ewald Neemann (1907–1995), der die Stadt in den Nachkriegsjahren mit Fachkompetenz und Durchsetzungsvermögen voranbrachte. Der gebürtige Emder lenkte von 1946 bis 1971 die Entwicklung von Esens und seinem Küstenort Bensersiel zur kulturellen, wirtschaftlichen und touristischen Metropole. Vor dem Hintergrund von 1800 zugewiesenen Flüchtlingen, initiierte er einen umfangreichen Siedlungsbau rund um den Stadtkern. Neemann kämpfte für eine moderne Wasserversorgung, eine Kanalisation, den Ausbau des Straßennetzes, eine Altstadtsanierung, das Niedersächsische Internatsgymnasium und das Seniorenheim der AWO.
Der Ausbau des Wirtschaftszweiges Fremdenverkehr lag Ewald Neemann besonders am Herzen. So agierte er von 1959 bis 1972 als Vorsitzender des Bade- und Verkehrsvereins Esens-Bensersiel, der mit einem Seewasserschwimmbad (5000 Quadratmeter), Sandstrand und Campingplatz Akzente setzte. So wurden Esens und Bensersiel 1972 staatlich anerkannte Küstenbadeorte. Auch als Vorstandsmitglied des Fremdenverkehrsverbandes Nordsee stellte Neemann sein Wissen in den Dienst des regionalen Tourismus. 1971 erhielt nach seinem Ausscheiden das Ehrenbürgerrecht.