Der aus Pewsum stammende Kaufmannssohn Wiard Habbo Lüpkes (1863–1933) hatte Theologie und Philologie studiert und wirkte nach Stationen in Warsingsfehn, auf Juist und in Marienhafe in den Jahren 1905 bis 1927 als Superintendent an der Esenser St.-Magnus-Kirche. Gleichzeitig versah er die erste Pfarrstelle, wobei ihm die Kontakte mit der Bevölkerung und seine seelsorgerische Arbeit besonders wichtig waren. Dies vor allem während und nach dem Ersten Weltkrieg, in dem viele Esenser Männer ihr Leben lassen mussten. Im Anschluss, bereits im Ruhestand, versah er bis zum Tod noch die Pfarrstelle in Thunum. Schriftstellerisch erarbeitete Wiard Lüpkes auf kirchlichem Gebiet vor allem ältere evangelische „Erbauungsliteratur“.
Schon früh begann der Vater von fünf Söhnen und vier Töchtern mit volkskundlichen Forschungen. Noch als Kandidat der Theologie gab er bereits 1888 ein sehr beachtetes Buch „Alte Heimatklänge“ heraus. Es ist eine sorgfältige Sammlung ostfriesischer Sprüche für alle Feste des Jahres. Dann erschienen seine „Seemannssprüche“. Einen Namen machte sich Lüpkes vor allem als Verfasser des der1907 erschienenen „Ostfriesische Volkskunde“, die als Standardwerk bis heute auch im Ausland gefragt ist. Weitere Schriften des Theologen, Volkskundlers und Flurnamenforschers beschäftigten sich mit „Ostfriesland nach Lichtbildern“ (Esens, 1910), Siedlungs- und Flurnamen des Kreises Wittmund sowie „Tracht und Schmuck in Ostfriesland“ (Thunum, 1929). Seit spätestens 1888 beschäftigte sich Wiard Lüpkes mit einem ostfriesisch-plattdeutschen Wörterbuch, das zum Zeitpunkt seines Todes druckfertig vorlag und später von seinem Sohn herausgegeben wurde.